Poptitan Dieter Bohlen im Interview
28.03.2020, 13:00 Uhr bis 28.03.2020, 13:30 Uhr, SW1.BAYERN eXTRA – (Interview)

© Foto: TVNOW / Stefan Gregorowius
Es geht von der Straße direkt auf die Live-Bühne von DSDS. Viele
Gesangstalente haben sich auf die große Reise gemacht und sind Superstar
geworden. Die Casting-Show DSDS (Deutschland sucht den Superstar) zählt nach 17
Jahren noch immer zu den erfolgreichsten TV-Formaten in Deutschland. Warum? –
„Weil wir immer etwas Neues machen“, erklärt Dieter Bohlen im Interview. Das
Musikgeschäft hat sich in den letzten Jahren, seit Beginn an mit der ersten
Staffel von DSDS, stark verändert. So verkauften Dieter Bohlen und RTL in der
ersten Staffel über 4,5 Millionen CDs. Heute sind wir beim Streaming angekommen
und mit Alben kann man nicht mehr durch die Decke schießen. Auch sind die
Single- und Album-Charts heute sehr stark manipuliert. So verrät Dieter Bohlen
interessante Machenschaften, wie ein Künstler bei Spotify auf 1,5 Millionen
Streams am Tag kommen könnte.
Dieter Bohlen glaubte immer an das Format
DSDS. In diesem Jahr hat er seinen 500sten TV-Einsatz als Juror bei DSDS und das
Supertalent. Damals hätte man sich den Erfolg dieser Formate nicht vorstellen
können. In anderen Ländern gibt es DSDS (Pop Idol) nicht mehr, weil es keine
Veränderungen gegeben hat. Im Gegensatz zu „Deutschland sucht den Superstar“, wo
sich Dieter Bohlen mit dem Produktionsteam stetig weiterentwickelt. So Dieter
Bohlen: „Wir sehen jetzt schon über das Jahr 2020 hinaus und überlegen, was wir
2021 machen werden. Wir zeigen dem Publikum, was sie mögen.“
Damals hatte
Gerhard Zeiler, Europa-Chef von RTL, Dieter Bohlen angerufen und gefragt, ob er
Lust auf DSDS hätte. Bohlen verrät, dass es zu der Zeit noch keinen Namen für
die Casting-Show gab. Man wollte das Format „Deutschland Idol“ oder so nennen,
jedoch hatte der schlaue Produzent Frank Farian den Namen ‚Idol“ patentieren
lassen. Dieter Bohlen kam gut vorbereitet nach Köln und die Produzenten vom
heutigen DSDS-Format waren von seinem Know-how sehr begeistert. Es stellte sich
nur noch die Frage, wen sie als Juror neben Dieter Bohlen setzen würden. Heute
in der 17. Staffel sitzen Xavier Naidoo, Oana Nechiti und Pietro Lombardi neben
Bohlen in der Jury. Auch in den letzten Jahren hatte der Chef-Juror viel Spaß
mit seinen Kollegen. Natürlich gab es auch den einen oder anderen Kollegen, den
er nicht so mochte. Dieter Bohlen sagt schmunzelnd: „Es ist wie bei der Arbeit,
wo man mit einigen Kollegen gernen ein Bier trinken geht und anderen Kollegen am
liebsten in den Arsch treten würde.“
Eines steht fest: Dieter Bohlen hat
keine Ermüdungserscheinungen. Er kann inzwischen an vielen Punkten entscheidend
mitwirken. Diese Sporen, wie man sagt, musste sich Dieter Bohlen hart
erarbeiten. Am Anfang wollten die Fernsehleute eine Sendung machen, aber hatten
keine Lust darauf, dass ein Musiker mitredet. Auch an die Team-Rolle musste sich
der Pop-Titan gewöhnen. Jahrelang saß er nur im Tonstudio, produzierte und hatte
das alleinige Sagen und plötzlich mussten Entscheidungen im Team ausgearbeitet
werden. Damit hatte er wirklich Schwierigkeiten, verrät Dieter Bohlen im
Interview.
Von Langspielplatten über CD’s, bis hin zu den Downloads und
Streamings. Der Musikmarkt und der -geschmack haben sich in den letzten Jahren
stark verändert. Dieter Bohlen findet es traurig, dass die meisten Titel in den
Charts nur noch „Autotune“ sind. Große Welt-Stimmen wie Mariah
Carey oder Celine Dion wissen heute kaum noch die Hallen zu füllen. Zum
Beispiel war das Konzert von Mariah Carey in Hamburg mit knapp 4.000
Zuschauern ein Desaster. Dieter Bohlen verrät auch: „Ich habe gehört, dass die
aktuelle Konzert-Tourne von Celine Dion nicht mehr läuft. Für so große Stimmen
scheint momentan einfach nicht die Zeit zu sein.“
Welche Auswirkungen
haben diese Marktveränderungen auf die DSDS-Sieger/-Teilnehmer? Es kommt
ziemlich oft der Vorwurf, dass aus den Gewinnern nichts wird oder man nichts von
ihnen hört. Diesen Vorwurf kann Dieter Bohlen absolut nicht bestätigen. Eine
Beatrice Egli ist noch immer auf Tourne und ein Pietro Lombardi hatte kürzlich 3
„Nummer 1“ – Hits in den Charts. „Wir können nicht wie am Anfang von DSDS, als
es noch CD-Verkäufe gab, alles auf einen Silbertablett servieren,“ versucht
Dieter Bohlen im Interview ausführlich zu erklären. Jetzt gibt es faktisch nur
noch Spotify und alle Casting-Shows haben ihre Probleme. Der Gewinner von „The
Voice“ hatte es nicht einmal in die Charts geschafft. Da sieht es bei DSDS Gott
sei Dank etwas besser aus. Eines steht fest: Dieter Bohlen kann mit dem
TV-Format „Deutschland sucht den Superstar“ Türen aufmachen und die Möglichkeit
bieten, sich vor einem Millionen-Publikum zu präsentieren. Aber dennoch muss man
„selbst laufen“ und seinen eigenen Weg finden. Auch gibt es einen Unterschied
zwischen visuellen Stars und Streaming-Stars.
Dieter Bohlen ist ein
dankbarer und glücklicher Mensch, der seinen Erfolg und seine Privilegien zu
schätzen weiss. Ein interessantes Interview mit dem DSDS-Juror Dieter Bohlen,
dass man nicht verpassen sollte.