ARD Fakt deckt Geschäfte mit CO₂-Zertifikaten auf: Heiße Luft oder wirksamer Klimaschutz?

11. Jan 2024, Mirco Clapier (Chefredaktion)

ARD Fakt deckt Geschäfte mit CO₂-Zertifikaten auf: Heiße Luft oder wirksamer Klimaschutz?
ARD Fakt deckt Geschäfte mit CO₂-Zertifikaten auf: Heiße Luft oder wirksamer Klimaschutz?
© Freepik/Wirestock

ARD Fakt: Kritische Analyse des Handels mit CO₂-Zertifikaten am Beispiel von Lichtenauer Mineralwasser und dessen Effektivität für echten Klimaschutz mit ClimatePartner und VERRA.

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Bei dem Versuch, klimaneutral zu wirtschaften, greifen viele Unternehmen zu einer beliebten Methode: dem Kauf von CO₂-Zertifikaten. Diese Praxis, die auf den ersten Blick als sinnvoller Beitrag zum Klimaschutz erscheint, wird jedoch zunehmend kritisch hinterfragt. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist das sächsische Unternehmen "Lichtenauer Mineralwasser", die Kunde bei ClimatePartner aus München sind. Das im Klimaschutz tätige Unternehmen unterstützt ihre Kunden bei der Berechnung und Reduktion ihrer CO₂-Emissionen und bei der Finanzierung von Klimaschutzprojekten durch den Erwerb von CO₂-Zertifikaten.

Lichtenauers Klimaneutralitätsbehauptung in Frage gestellt: Problematische CO₂-Zertifikate aus peruanischem Regenwald

Seit Anfang 2021 wirbt Lichtenauer mit der Behauptung, ihre Produkte seien "klimaneutral". Dies erreichen sie durch den Kauf von CO₂-Gutschriften, die aus einem Regenwaldschutzprojekt in Peru stammen. Die Theorie dahinter klingt bestechend: Durch den Schutz der Regenwälder wird der Ausstoß von CO₂ verhindert, welches die Bäume binden. Lichtenauer argumentiert, dass dies nicht nur dem Klima zugutekommt, sondern auch der lokalen Bevölkerung in Peru hilft.

Jedoch deckte das ARD-Magazin FAKT auf, dass in dem Gebiet, aus dem die CO₂-Zertifikate stammen, erhebliche Probleme bestehen. Das Gebiet ist von illegaler Goldsuche betroffen, was zu weitreichender Abholzung und Umweltverschmutzung führt. Der Zustand des Waldes in diesem Gebiet wirft somit Fragen über die tatsächliche Wirksamkeit der Zertifikate auf. Darüber hinaus führt die Einrichtung von mit CO₂-Zertifikaten finanzierten Naturschutzgebieten zur Vertreibung indigener Völker, die dadurch ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verlieren. Diese Problematik ist in der Öffentlichkeit zunehmend bekannt geworden.

CO₂-Zertifikate unter Beschuss: Inflationäre Berechnungen und Phantom-Gutschriften gefährden echten Klimaschutz

© Secilia Kloppmann, MDR, Mittagsmagazin, 09.01.2024 13:00 Uhr

Die Praxis des CO₂-Zertifikate-Handels basiert auf dem Vergleich zwischen dem Projektgebiet und einem Referenzgebiet, um die verhinderte Abholzung und damit die erzeugten CO₂-Gutschriften zu berechnen. Kritiker, wie der internationale Experte Simon Counsell, behaupten, dass die Berechnungen für die Zertifikate inflationär seien und ein Millionengeschäft darstellen, das in der Realität wenig zum Klimaschutz beiträgt.

Darüber hinaus wird der Projektbetreiber Bosques Amazonicos (BAM) kritisiert, da er angeblich "Phantom-Gutschriften" schafft, die klimatisch wertlos seien. Auch der Zertifizierer Verra steht unter Druck, da er über Jahre hinweg wertlose Zertifikate ausgestellt haben soll.

Papierlösung mit realen Mängeln – Ruf nach strengerer Überprüfung und Regulierung für CO₂-Zertifikate

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Handel mit CO₂-Zertifikaten zwar auf dem Papier eine attraktive Lösung für Unternehmen darstellt, um als klimaneutral zu gelten, in der Praxis jedoch erhebliche Mängel aufweist. Diese Mängel betreffen nicht nur die ökologische Wirksamkeit der Projekte, sondern auch die sozialen Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinschaften. Die Kritik an solchen Kompensationsmaßnahmen unterstreicht die Notwendigkeit einer genauen Überprüfung und Regulierung dieses Marktes, um sicherzustellen, dass diese Maßnahmen tatsächlich zum Klimaschutz beitragen.

ClimatePartner hat aufgrund zunehmender Kritik an Klimaschutzprojekten und der Verwendung des Labels "klimaneutral" sein Geschäftsmodell angepasst und bietet nun ausschließlich das Siegel "ClimatePartner-zertifiziertes Produkt" an. Trotz der Betonung auf Transparenz in ihrem Klimaschutzengagement lehnten diese Unternehmen es ab, vor laufender Kamera Interviews zu geben.

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