Die missbilligte Grauzone mit den Promi-Fotos: Zwischen Urheberrecht und moralischen Bedenken

04. Nov 2023, Mirco Clapier (Chefredaktion)

Die missbilligte Grauzone mit den Promi-Fotos: Zwischen Urheberrecht und moralischen Bedenken
Die missbilligte Grauzone mit den Promi-Fotos: Zwischen Urheberrecht und moralischen Bedenken
© IMGAO/Future Image

Die ethische Grauzone der Promi-Fotos: Wie steht es um Urheberrecht und Persönlichkeitsrechte, wenn Hobbyfotografen Stars als Cash-Cow ablichten und die Bilder verkaufen?

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In der glitzernden Welt der Prominenten, wo jeder Auftritt und jedes Lächeln potenziell Schlagzeilen machen kann, hat sich ein lukratives Geschäftsmodell für Hobbyfotografen und Paparazzi etabliert. Auf Veranstaltungen wie der ARD-Show "Immer wieder Sonntags" nutzen einige Fotografen ihre Chance, berühmte Gesichter zu erfassen und diese Aufnahmen auf Plattformen wie IMAGO IMAGES zum Verkauf anzubieten. Doch die rechtliche und moralische Legitimität solcher Praktiken steht zunehmend in der Kritik.

Promi-Fotos: Unter dem Deckmantel der Urheberrechte

Das Artikel-Foto zeigt Eloy de Jong und Ross Antony und wird auf imago-images.de durch Future Image zum Verkauf angeboten, die auf sämtlichen Schlager-Events touren. Kosten: 31,08 Euro brutto (Rights Managed Standard) bis 105,93 Euro (Rights Managed Extended). Von dem Geld sehen Eloy und Ross keinen Cent. 

Die rechtliche Seite ist klar definiert: Laut Urheberrecht stehen dem Fotografen die exklusiven Verwertungsrechte an seinen Bildern zu. Dies ist in Deutschland im Urheberrechtsgesetz (UrhG) festgeschrieben. §§ 72 ff. UrhG schützen Fotografien und Lichtbildwerke, und nach §§ 97 ff. kann der Fotograf bei unerlaubter Verwendung seiner Bilder Schadensersatzansprüche geltend machen.

Allerdings gibt es auch das "Recht am eigenen Bild", welches durch das Kunsturhebergesetz (KUG) geschützt ist. Nach § 22 KUG dürfen Bildnisse nur mit Einwilligung der abgebildeten Personen verbreitet oder öffentlich zur Schau gestellt werden, was bei Prominenten oft durch eine konkludente Einwilligung angenommen wird, wenn diese an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen. Doch die Einwilligung für die Verbreitung ist nicht gleichbedeutend mit einer Einwilligung für den kommerziellen Verkauf der Bilder.

Eine Tasse Caffè Crema vs. Rinderfilet - einfach legga!

Fotografin macht Kohle mit Promi-Fotos
Fotografin macht Kohle mit Promi-Fotos
© AdobeStock/516473614

Hier beginnt die moralische Grauzone. Während die Redakteure mit ihren kostenfrei geschossenen Fotos berichten und damit journalistischen Content schaffen, generieren einige Fotografen Gewinne, ohne dass die abgelichteten Stars dafür entlohnt werden. Es erscheint paradox, dass ein Sänger sich von seinen Musik-Streaming-Erlösen nur eine Tasse Caffè Crema leisten kann, während der Fotograf mit einem einzigen Bild des Künstlers ein Rinderfilet beim guten Italiener diniert.

Die Frage ist: Wird die Würde der abgelichteten Personen respektiert? Sind sie über die kommerzielle, nicht aber redaktionellen Nutzung ihrer Abbilder informiert? Die Debatte wird durch die Tatsache verschärft, dass die Prominenten durch solche Aufnahmen zu einer Ware degradiert werden könnten. Ihr Bild, ihr Lächeln, ja sogar ihre Präsenz wird "gemolken", ohne dass sie davon profitieren.

Diese Praxis erinnert an den unautorisierten Verkauf von Merchandising-Artikeln, bei dem die Künstler nicht an den Erlösen beteiligt werden. Die rechtliche Lage mag auf den ersten Blick eindeutig sein, doch moralisch und ethisch bewegen wir uns auf dünnem Eis.

Kommerzielle Ausbeute mit Namen der Promis

Was ist die Lösung? Eine strengere Regulierung des Marktes? Eine klare Trennlinie zwischen öffentlichem Interesse und kommerzieller Ausbeutung? Oder sollte es eine Art von Profitteilung zwischen dem Fotografen und dem Star geben, um für Fairness zu sorgen?

Die Grauzone, in der sich die kommerzielle Nutzung von Promi-Fotos bewegt, bedarf einer intensiven Diskussion und möglicherweise einer Überarbeitung des rechtlichen Rahmens. Es geht hierbei nicht nur um die Rechte der Fotografen und der Prominenten, sondern auch um die Werte, die wir als Gesellschaft vertreten wollen. Wie viel ist uns die persönliche Würde eines Menschen wert, und wie gehen wir mit dem Spannungsfeld zwischen öffentlichem Interesse und privater/gewerblicher Vermarktung um?

Die Fotografie mag im juristischen Sinne eindeutig geregelt sein, doch im moralischen und ethischen Kontext bleibt sie eine herausfordernde Grauzone, die nach mehr Transparenz, Respekt und vielleicht auch nach einem neuen Verständnis von Fairness verlangt. Vielleicht sollte man in Zukunft den Fotografen oder die Fotografin fragen, für welchen Zweck das Foto verwendet wird? Für eine redaktionelle Berichterstattung oder als Cash-Cow? Immerhin legen Fotografen äußerst viel Wert auf die Copyright-Ausweisung; sonst hagelt es Abmahnungen!

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