Selbstbeweihräucherung in der Schlagerbranche: Wie Fans zu passiven Konsumenten degradiert werden

17. Mär 2024, Mirco Clapier (Chefredaktion)

Selbstbeweihräucherung in der Schlagerbranche: Wie Fans zu passiven Konsumenten degradiert werden
Selbstbeweihräucherung in der Schlagerbranche: Wie Fans zu passiven Konsumenten degradiert werden
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Selbstbeweihräucherung in der Schlagerbranche führt dazu, dass Fans zu passiven Konsumenten werden, während Originalität und Innovation auf der Strecke bleiben.

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Der traurige Zustand der deutschen Schlagerlandschaft: Innovation oder Inszenierung?

Die deutsche Schlagerlandschaft gleicht zunehmend einem geschlossenen Ökosystem, in dem Originalität und Innovation zu Fremdwörtern verkommen sind. Mit einer Flut von "Jubiläums"-Vermarktungen, die an kreative Bankrott-Erklärungen erinnern, scheinen Labels wie TELAMO sich in einem Hamsterrad aus Wiederholungen und Aufgüssen zu befinden. Jahr für Jahr werden dieselben Meilensteine gefeiert – 10, 20, 30 Jahre im Geschäft – bis zur völligen Bedeutungslosigkeit. Es stellt sich die Frage: Feiern wir noch die Musik oder lediglich das Durchhaltevermögen in einem saturierten Markt?

Doch die Industrie legt noch einen drauf: Alben werden in einem inflationären Ausmaß neu aufgelegt. Deluxe, Extra Edition, Das Beste – Schlagworte, die suggerieren sollen, dass Fans etwas Neues geboten bekommen, während in Wahrheit lediglich alte Hits in neuem Gewand präsentiert werden. Diese Strategie ist nicht nur ein Schlag ins Gesicht für jeden wahren Musikliebhaber, sondern auch ein trauriges Zeugnis für den kreativen Stillstand einer ganzen Branche.

Ein selbstreferenzieller Kreis aus Profitgier und fehlender Innovation

Die unendliche Wiederholung und Selbstkopie münden in eine groteske Farce, die offenbart, wie sehr die Schlagerindustrie von der Profitgier beherrscht wird. Anstatt in echte Talente, frische Ideen und mutige Konzepte zu investieren, wird der Weg des geringsten Widerstands beschritten. Die Schlagerwelt dreht sich in einem selbstreferenziellen Kreis, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt.

Diese Praktiken sind nicht nur Ausdruck einer tiefgreifenden Innovationskrise, sondern auch eines erschreckenden Mangels an Respekt vor dem Publikum. Fans werden zu passiven Konsumenten degradiert, gefüttert mit einer endlosen Diät aus Nostalgie und Sentimentalität, die jegliche Form von künstlerischer Entwicklung vermissen lässt.

Schlagermusik in der Krise: Wird sie sich selbst abschaffen?

In dieser Atmosphäre der Selbstzufriedenheit und des kreativen Stillstands droht die Schlagermusik, ihre Relevanz und ihren Einfluss zu verlieren. Was einst als kulturelles Phänomen begann, das Generationen verband und bewegte, könnte sich in den kommenden Jahren in die Belanglosigkeit verabschieden – nicht unähnlich der Kirche, die ebenfalls mit sinkender Bedeutung und schwindenden Anhängern zu kämpfen hat.

Es ist höchste Zeit, dass die Schlagerindustrie einen kritischen Blick auf sich selbst wirft und erkennt, dass wahre Größe nicht in der Anzahl der Jubiläen oder Sondereditionen liegt, sondern in der Fähigkeit, zu erneuern, zu überraschen und tief im Herzen der Zuhörer einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bis dahin bleibt die Frage im Raum stehen: Ist die Schlagermusik auf dem besten Weg, sich selbst abzuschaffen?

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1Kommentar

  • Martin
    17.03.2024 12:43 Uhr

    Sehr geehrte Damen und Herren von deineschlagerwelt.de, die deutsche Schlagerszene ist in einem furchtbaren Zustand. Viele kleine Schlagershows wurden in den letzten Jahren eingestampft. Die schönen Shows von Stefanie Hertel im MDR oder die HR Schlagerparty mit Isabell Varell und Dieter Voss. Dann die gute Schlagershow mit RossbAntony aus dem Eventpalast Leipzig. Sein zweites MDR Format kam da nie ran. Bei Florian Silbereisen und Giovanni Zarella immer die gleichen, keine Laura Wilde oder ein Christian Lais, ganz zu Schweigen von den anderen Künstlern der zweiten oder dritten Reihe. Besonders bedauerlich ist die Abwendung von Allessa vom Schlager hin zum Rock. Wie kann es sein, das man eine so gute Sängerin mit eigenem Stil und eigenem Stimmklang, eigener Stimmfarbe so stiefmütterlich behandelt? Nur Auftritte bei Mross und Kiwi. Für mich ein Skandal. Zarella finde ich nur peinlich, bin von der Show von Anfang an enttäuscht. Wirkt wie ein zweiter Silbereisen, wie ein Klon. Außerdem ist er arrogant und eingebildet. Er sagt in seiner Sendung "Ich und Kerstin". Der Esel nennt sich immer zuletzt. Silbereisen spricht in seinen Sendungen immer was von Party. Wie wäre es mit Ernsthaftigkeit in den Feste-Shows? Was mir grundsätzlich missfällt, das sind die ewig dunklen Bühnen mit diesen ganzen überflüssigen Effekten. In der Richtung vermisse ich Willkommen bei Carmen Nebel. Wo bleibt die Konzentration auf den Song, das Lied und den Künstler? Nicht vorhanden. Das sind keine Schlagersendungen mehr sondern nur noch HalliGalli. Die beste Show ist seit langem der Schlager-Spaß mit Andy Borg. Hätte nie gedacht, das dieses Format meine Nr. 1 werden würde. Das was 2006 mit Helene Fischer in der Schlagerbranche einen neuen Anfang nahm, dann 2013 mit dem DSDS Sieg von Beatrice Egli einen weiteren Schub bekam ist jetzt beendet. Beide waren meine Lieblingsschlagersängerinnen. Beide waren ein Original. Das ist jetzt schon einige Jahre her. Für mich nur noch zwei durchschnittliche Künstlerinnen die sich vom Schlager verabschiedet haben und Popmusik veröffentlichen. Nicht mehr und nicht weniger. Silbereisen sollte aufhören, der Schlager braucht was neues. Ich würde den Schweizer Moderator Roman Kilchsperger (ehemals Hello Again im SRF) engagieren. Der ist Klasse, der schafft es locken an einen Silbereisen heran und an Zarella sowieso. Der Schlager braucht mehr Melodien und Harmonien, viel weniger Beats und weniger Computer Bum Bum-Rhythmen, kurz gesagt weniger Pop-Schlager. Zum Schluß, egal wie groß die Erfolge von Andrea Berg. Helene Fischer, Beatrice Egli, Florian Silbereisen, Giovanni Zarella oder Roland Kaiser sind, gegen Peter Alexander und Udo Jürgens wirken die alle Klein und Unbedeutend.

    Martin

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